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Hefeteige der Generationen

Das Hefezopfrezept meiner Großmutter verrät, meiner Meinung nach, viel über die Zeit aus der es stammt. Die Otto Oma war lange Zeit Köchin im Altenheim: Unter ihrer Aufsicht entstanden eden Tag frische Gerichte für viele Bewohner, gleichzeitig wurde für den Nachmittag Kuchen gebacken und schon für das Abendessen vorbereitet.

 

Ihr Hefeteigrezept funktioniert nur, wenn man viel Zeit hat. Erst wird der Vorteig angesetzt, dann muss der Teig lange gehen, mindestens zweimal. Wenn man sowieso den ganzen Tag in der Küche verbringt, klappt das sehr gut "nebenher". Dann kann man immer wieder nachsehen, wie weit der Teig ist, ob er noch warm genug steht usw. Auch nach ihrer Pensionierung war die Otto-Oma fast immer in der Küche. Das war ihr Lieblingsraum der Wohnung und darum gab es auch immer Hefezopf.

 

Außerdem braucht ihr Rezept etwas Übung. Es ist ein Teig, der besser funktioniert, je öfter man ihn macht. Ich bin manchmal etwas tollpatschig beim Backen. Daher sieht meine Küche auch immer aus wie ein Schlachtfeld, wenn ich Kuchen mache. Die meiner Oma war immer ordentlich. Den Vorteig ansetzen erfordert etwas Fingerspitzengefühl: Man darf nicht zuviel vom Mehl mit einrühren, die Mehlmulde muss intakt bleiben. Das gibt manchmal eine Sauerei und erfordert den Neustart des Teigs. Bei mir war das zumindest am Anfang so.

 

 

Der "schnelle Hefeteig" hingegen beschreibt das Backumfeld einer Frau, die nebenher noch andere Sachen machen muss. Im Garten arbeiten, Wohnung aufräumen, für die Kinder kochen - und noch schnell einen Kuchen backen, da die Nachbarin später vorbeikommt.

 

Den "schnellen Hefeteig" mache ich daher auch öfter im Alltag, er entspricht einfach eher dem heutigen Lebensrhytmus. Wenn ich Otto-Omas Hefezopf mache, nehme ich mir Zeit, bereite alles sorgfältig vor und denke beim Backen an früher - und an meine Oma.